Dieses Mal geht es wieder einmal um einen Künstler aus der sogenannten ‚klassischen Moderne‘. Wie alle anderen Großen dieser Epoche ist auch er im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts geboren. Seine wichtigste Schaffenszeit lag dann etwa im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. (schon erstaunlich, dass die sogegnannte ‚Moderne‘ mehr als 100 Jahre alt ist)
Der Künstler stammt aus einer rein italienischen Familie, obwohl er in Griechenland geboren ist. Sein Vater war als Ingenieur in vielen Ländern tätig, und da musste die Familie eben mitreisen. In Athen bekam er auch seine erste künstlerische Ausbildung, danach studierte er Kunst in Münschen. Nach allgemeiner Auffassung hat ihn die Zeit in Griechenland und Deutschland sehr geprägt. So tauchen in einigen seiner Bilder klassische Skulpturen auf, und aus seiner Zeit in München haben ihn Bilder spätromantischer Maler beeinflusst, die er in der Pinakothek sah. Nach seiner Zeit in München kam er über Turin nach Paris, wo er eine Weile lebte. Dort kam er mit anderen bedeutenden Künstlern zusammen, und hatte mit seiner Malweise sehr großen Einfluss auf eine wichtigeg Richtung der modernen Kunst..
Obwohl er mit seinen Arbeiten in dieser Zeit schon großen Erfolg hatte, wandte er sich ab etwa1920 einer eher ‚akademischen‘ Malweise zu. Das wurde von vielen Künstlern aber auch von vielen Kunstinteressierten überhaupt nicht geschätzt. Auf Kritik soll er geantwortet haben, dass ja schließlich auch Picasso seine Malweise immer wieder verändert habe. Um aber dann wirtschaftlich weiter erfolgreich sein zu können, wiederholte er seine frühen Bilder mit geringen Abwandlungen teilweise selbst, da sie sich besser verkaufen ließen als seine späteren.
So ist das auch mit dem Bild, das ich mir für dieses Rätsel ausgesucht habe. So, wie es gemalt ist, stammt es eindeutig aus seiner frühen Phase. Es zeigt einen menschenleeren Platz. Rechts und links wird der Platz durch weiße Gebäude mit hohen Arkaden begrenzt. Zwischen ihnen ruht eine ebenfalls weiße, weibliche Skulptur auf einem Sockel. Im Hintergrund steht auf der linken Seite ein Schornstein und rechts ein Gebäude, das an einen Bahnhof erinnert. Nach Meinung der Experten sollen Skulptur und Bahnhof an seine Zeit in Griechenland erinnern – der Vater war ja Bahningenieur. . Die Arkaden sollen an seine Zeit in Turin erinnern, wo er sich auf dem Weg nach Paris eine Zeitlang aufgehalten hat.
Am erstaunlichsten und sehr typisch für die meisten Bilder dieses Malers ist die ‚falsche‘ Perspektive. Verfolgt man die nach hinten fluchtenden Linien, dann sieht man, dass sie sich in vielen verschiedenen Punkten schneiden. Schon dadurch entsteht eine unwirkliche Stimmung.
Dann verwendet er eine sehr reduzierte Farbigkeit – ein im oberen Bereich dunkelblaugrüner Himmel wird zum Horizont hin gelb; der Schornstein ist in einem dunkleren und der Platz in einem helleren Ocker gehalten. Auch die Leere und die starken Schlagschatten lassen alles unheimlich erscheinen.
Der Künstler gibt eben nicht eine gesehene Realität wieder, er schafft eher eine Traumwelt. Das ist auch der Grund dafür, dass seine Bilder als Vorläufer für eine andere bekannte Kunstrichtung gelten.
Wie heißt der Künstler? Welche Richtung der Moderne hat er ‚erfunden‘? Und – wer’s rausgefunden hat – welchen Titel trägt das von mir beschriebene Bild? Er hat es 1948/49 gemalt.
Und als Gewinn gibt es dieses Mal eine Zeichnung, die ich 2018 in Bologna bei San Domenico gemacht habe. Im Unterschied zum gesuchten Maler habe ich durchaus Menschen in meine Zeichnung einbezogen. Die Gewinnerin oder der Gewinner kann diese Arbeit dann auch gern frei farbig gefasst bekommen – das muss er oder sie dann später selbst entscheiden.
Wer richtig geraten hat, nimmt an der Verlosung der Zeichnung unten teil.
Rainer Grimm