Kunsträtsel / Rätselkunst Neun

Auflösungen bitte an kunst@dik-hannover.de

Nachdem letztes Mal also ein Künstler der (klassischen) Moderne Thema war, ist es dieses Mal einer, der tatsächlich dem ‚Klassizismus‘ – (italienisch: Neoclassicismo) zugerechnet wird. Er galt zu seiner Zeit als der größte und bedeutendste  italienische Künstler. So gelang es ihm, Skulpturen für alle wichtigsten Leute zu schaffen. Dabei soll er auch noch ausgesprochen nett zu bedürftigen Kollegen gewesen sein. So wie alle Bildhauer in dieser Zeit hat er im Allgemeinen nur die Vorlagen – bis hin zu Gipsen in Originalgröße – selbst gearbeitet. In vielen Fällen wurden die Marmorarbeiten anschließend von Mitarbeitern seiner Werkstatt ausgeführt.

Der Künstler war also hochberühmt, aber im zwanzigsten Jahrhundert brach sein Ruhm fast vollständig zusammen. Ein Kunstkritiker beschrieb seine Arbeiten sogar als ‚Friedhofsplunder‘  – und auch ich muss gestehen, dass ich ihn früher kaum geschätzt habe. Das änderte sich erst, als ich von ihm einige Bozetti – also kleine Tonarbeiten, die als Vorlagen für seine großen Skulpturen dienten – gesehen habe.

In diesem Rätsel geht es um eine Marmorskulptur, die er von einer jungen Frau geschaffen hat, den Auftrag dazu soll ihr Mann gegeben haben. Die junge Frau liegt fast nackt auf einer Récamiere – ein mehrfach gefaltetes Tuch bedeckt nur die Beine und die Scham. Mit ihrem Oberkörper lehnt sie an der Seitenlehne, ihr rechter Arm ruht dabei auf einem Kissen und stützt ihren Kopf ab. So ist ihr Oberkörper fast aufgerichtet, während ihr Unterkörper auf der Récamiere liegend wiedergegeben ist. Ihr linker Arm liegt auf dem leicht angewinkelten Bein – in ihrer Hand hält sie einen Apfel. Dieser Apfel ist insofern sehr bedeutsam, weil die junge Frau damit mythologisch ‚aufgeladen‘ wird.

Es gibt eine ‚beste‘ Ansicht – dabei ist die junge Frau fast vollständig zu sehen – die meisten Fotos, die man von ihr findet, nutzen auch genau diese Ansicht. Sie ruht auf der rechten Hüfte, die linke Hüfte ragt also nach oben. Daneben markiert ein kleiner Winkel die Taille. Die Brüste und die Schulterpartie sind fast waagerecht angesetzt, darüber ruht der Kopf. Von ihm sieht man aber nur das Profil. Während der Körper also bei dieser Ansicht dem Betrachter vollständig zugewandt ist, ist das bei dem Kopf ganz anders. Sie schaut so am Betrachter vorbei – vielleicht kann man das so deuten, dass sie ins Leere schaut oder nachdenkt.

Da die junge Frau aus einer sehr bedeutenden Familie stammte, gibt es eine Reihe von Anekdoten zu dieser Skulptur. So soll sie später gefragt worden sein, ob das mit dem nackt posieren nicht schwierig für sie gewesen sei. Sie soll darauf geantwortet haben, dass schließlich geheizt war. (Tatsächlich soll die Geschichte gar nicht stimmen – ich finde sie aber so schön, dass ich sie hier nicht vorenthalten wollte)

Nun – wie auch immer: Wer ist der damals hoch bedeutende Bildhauer? Wer ist die Schöne auf der Récamiere und als was hat sie der Künstler dargestellt? Bei der letzten Frage muss man vielleicht  wenig in der Mythologie nachgraben.

Als Preis gibt’s dieses Mal eine Zeichnung von der ‚Arca di San Domenico‘ in Bologna. Es handelt sich dabei um das hochberühmte Grabmal für den heiligen Dominikus – er ist 1221 in Bologna gestorben. An diesem Grabmal haben mehrere Künstler – darunter sogar Michelangelo mitgearbeitet. Es lohnt sich also wirklich, einmal San Domenico in Bologna zu besuchen – die ‚Arca‘ befindet sich in einer Seitenkapelle auf der rechten Seite.

Beim genaueren Betrachten kann man tatsächlich herausfinden, welche Figuren von Michelangelo geschaffen wurden – also… nicht googlen sondern einfach schauen!

Bei der nebenstehenden Zeichnung habe ich mir nur den linken Teil des Grabmals vorgenommen.

Die Gewinnerin oder der Gewinner kann sie so, wie sie hier abgebildet ist, bekommen (natürlich ohne den Grauschleier auf der rechten Bildseite) – ich kann sie aber auch noch farbig überarbeiten, das habe ich bei anderen Arbeiten auch so gemacht.

Das kann aber dann im Detail mit der Gewinnerin oder dem Gewinner geklärt werden.

Viel Vergnügen beim Rätseln….

Rainer Grimm


Wer richtig geraten hat, nimmt an der Verlosung der Zeichnung unten teil.

Auflösungen bitte an kunst@dik-hannover.de

Rainer Grimm

Zu gewinnen bei der Verlosung: Zeichnung von Dr. Rainer Grimm