- Datum: Mittwoch, den 07.09.2022
- Uhrzeit: 18:30 Uhr
- Ort: Museum August Kestner, Trammplatz 3, 30159 Hannover
- Titel: Dantes Weg zur Göttlichen Komödie
- Es spricht: PD Dr. Gustav-Adolf Schoener, Hannover
Dante hatte mit deutlich über 40 Jahren bereits die „Lebensmitte“ überschritten, als er sein Werk, die Göttliche Komödie, in Angriff nahm, und damit sich und Beatrice ein Denkmal in der Weltliteratur setzte. Aber wie kam es dazu? Von der Ankündigung in der frühen Schrift Vita Nova, er werde einst über „diese Frau“ schreiben, wie noch nie über eine Frau geschrieben wurde, bis zur Verwirklichung verstrichen etwa fünfzehn Jahre. In dieser Zeit experimentierte Dante mit zwei weiteren Werken, die beide inhaltlich und konzeptionell als Vorstufen der Göttlichen Komödie gesehen werden können. Zuerst das Convivio (das Gastmahl) – der Versuch, ein umfassendes wissenschaftliches Lehrbuch aller akademischen Disziplinen zu verfassen. Auch wenn Dante das Vorhaben nach vier Bänden aufgab, weil er sich auf einem „Irrweg“ wähnte, zeigt es mehr über Dante als Mensch seiner Zeit, als es die Göttliche Komödie vermag. Ähnlich die Schrift De vulgari eloquentia (Über die Beredsamkeit der Volkssprache) – auch sie blieb unvollendet; eine Schrift, in der er die Verschiedenheit der europäischen Sprachen und schließlich die Vielzahl der italienischen Dialekte eingehend untersuchte, mit dem Ergebnis, dass die Volkssprachen, die wir als „Kinder von der Amme an“ nachahmend lernen, die „edleren“ (nobilior) im Vergleich zu den gelehrten Sprachen Latein und Altgriechisch seien. Beide Schriften zeigen Dantes vielschichtigen und auch steinigen Weg bis zur Göttlichen Komödie. Diesem Weg soll im Vortrag nachgegangen werden.
PD. Dr. Gustav-Adolf Schoener studierte evangelische Theologie in Berlin, sowie Philosophie und Geschichte in Hannover. Er promovierte in Philosophie und habilitierte sich in Religionswissenschaft in Hannover. Seine Spezialgebiete sind die Geschichte der Astrologie sowie das Werk von Dante.