Das Bild, nach dem dieses Mal gesucht wird, ist vor etwa 570 gemalt worden. Darüber hinaus hat der Maler darauf eine Szene dargestellt, die sich nach der Legende noch einmal über 1100 Jahre früher abgespielt haben soll. Wer sich ein wenig in der Kunstgeschichte auskennt, weiß jetzt natürlich, dass es sich um eine Arbeit aus der Frührenaissance handeln muss.
Auf dem hochformatigen Bild – es ist als Fresco in den Chor einer Kirche gemalt – sieht man ein großes Rundzelt mit spitzem rotem Dach vor einem dunklen Nachthimmel. Die gelben Vorhänge des Zeltes sind an beiden Seiten wie ein Bühnenvorhang zurückgeschlagen, darin liegt auf einem Bett ein bärtiger Mann mit geschlossenen Augen. Er ist bis zum Hals zugedeckt.
Auf den Stufen des Bettes sitzt auf der linken Bildseite ein jüngerer bartloser Mann, er stützt sich auf seinen Ellenbogen und schaut den Betrachter an. Vermutlich ist er ein Diener oder ein Vertrauter des schlafenden Mannes.
Links und rechts am Bildrand stehen zwei Soldaten in Rüstungen – der linke wendet dem Betrachter den Rücken zu, sein Gesicht ist im verlorenen Profil zu sehen – wie der im Zelt liegende trägt er einen Bart. Er steht im Kontrapost und hält in seiner rechten Hand eine lange Lanze. Der Soldat auf der rechten Bildseite ist dagegen von vorn zu sehen, wie der junge Mann, der auf dem Bett sitzt, ist auch er bartlos. In seiner rechten Hand trägt er eine Fackel, die allerdings nicht angezündet ist.
Vom Betrachter aus gesehen kommt von oben links ein Engel geflogen, der auf den ersten Blick in der extremen Verkürzung kaum als solcher zu erkennen ist. In seiner Hand trägt er ein Kreuz, das fast wie ein Scheinwerfer die Szene beleuchtet. Obwohl die beiden Soldaten und der junge Mann offensichtlich wach sind, scheinen sie von dem Engel und dem hellen Licht nichts wahrzunehmen.
Das Erstaunlichste an diesem Bild ist die Lichtführung. Mitten in der Dunkelheit scheint das Licht direkt von dem Engel bzw. dem kleinen Kreuz auszugehen, es beleuchtet so das Zelt und die Männer. Dabei gelingt es dem Maler erstmals Eigen- und Schlagschatten so einzusetzen, dass eine nahezu vollkommene Lichtillusion erreicht wird. So ist der Soldat in Rückenansicht fast vollständig dunkel wiedergegeben – nur auf dem Helm und dem rechten Oberarm blitzt es hell. Bei dem anderen Soldaten sieht man deutlich die Schatten, die durch den Helm auf das Gesicht fallen.
Darüber hat sich schon der erste Biograph italienischer, damals ‚moderner’ Künstler gewundert. Er schrieb: „ das Licht, das von dem Engel ausströmt, erleuchtet mit größter Zartheit das Zelt, die Bewaffneten und die Umgebung. (…….) und weil er es aufs beste getan, hat dies die neueren Künstler veranlasst, ihm zu folgen und jene Höhe zu erklimmen, auf der man zu unserer Zeit die Malerei angelangt sieht.“
In der Tat kann man sagen, dass dem Maler damit das erste wirkliche Nachtbild gelungen ist. Das Licht wird darüber hinaus auch inhaltlich eingesetzt, ganz offensichtlich ist es ein heiliges, himmlisches Licht, das von dem Engel bzw. dem Kreuz ausgeht – und da die drei wachenden Männer es nicht wahrnehmen, muss es sich an den Schlafenden – Träumenden richten.
Um die Lösung über Google etwas einfacher zu machen – das Fresco befindet sich in der Kirche San Francesco in Arezzo.
Wer richtig geraten hat, nimmt an der Verlosung der Zeichnung unten teil.
Rainer Grimm