Mi., 22.09.2021 um 18:30 Uhr – Vortrag: Hingerichtete Verbrecher in Sizilien als Schutzhelfer und Heilige (santi decollati)

  • Datum: Mittwoch, den 22.09.2021
  • Uhrzeit: 18:30 Uhr
  • Ort: Museum August Kestner, Trammplatz 3, 30159 Hannover
    (Voraussetzung: 3G-Regeln und vorherige Anmeldung, siehe unten)
  • Titel: Hingerichtete Verbrecher in Sizilien als Schutzhelfer und Heilige (santi decollati)
  • Referent: Dr. Markwart Herzog, Schwabenakademie Irsee

Für die Veranstaltungen im Museum August Kestner gelten die 3G-Regeln. Bringen Sie bitte einen entsprechenden Nachweis mit. Zusätzlich müssen Sie sich für die Teilnahme vorher anmelden:
museen-kulturgeschichte@hannover-stadt.de oder 0511 168 421 20
Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Referent: Dr. Markwart Herzog, Kaufbeuren geboren 1958; Promotion 1995 im Hauptfach Religionsphilosophie mit einer Arbeit über die philosophischen Deutungen der Höllenfahrt Jesu Christi in der Frühen Neuzeit; seit 2009 Direktor der Schwabenakademie Irsee; Forschungsschwerpunkte: Kultur- und Mediengeschichte des Fußballspiels, Frauenfußball, Sport in der NS-Zeit, Tod und Jenseits; Publikationen (Auswahl) in „Clio-online: Fachportal für die Geschichtswissenschaften“: https://www.clio-online.de/researcher/id/researcher-13026.

Thema: Hingerichtete Verbrecher in Sizilien als Schutzhelfer und Heilige (santi decollati)

Die Heiligen werden in der christlichen Frömmigkeit als in Sitte und Glauben gefestigte und vorbildhafte Persönlichkeiten vorgestellt, die zu Lebzeiten und über ihren Tod hinaus als Patrone und Schutzhelfer segensreiche Wirkungen entfalten. Vor diesem Hintergrund wirkt es auf den ersten Blick verstörend, dass in der Volksfrömmigkeit, insbesondere auf Sizilien, hingerichtete Verbrecher als „santi decollati“, als eine Art Schutzheilige verehrt wurden. Der Vortrag beschreibt dieses Phänomen zunächst, um es hierauf in einen weiteren Kontext kulturgeschichtlicher Erkenntnisse, etwa der „Totenhilfe“, zu stellen. Dann zeigt sich nämlich, dass es sich bei dieser Art der Heiligenverehrung um keinen in jeder Hinsicht einzigartigen oder nur bizarren Kultus handelt. Vor allem die Forschungen des Literatur- und Kulturhistorikers René Girard bieten wertvolle Ansätze, um die von religiös Gläubigen angenommene Verwandlung des Verbrechers zum Heiligen verständlich zu machen. Der sakrale Charakter der Hinrichtung als Ritual ist dabei zentral.