Mi., 25.05.2022 um 18:30 Uhr – Vortrag: Agostino Steffani als Musiker in Hannover

  • Datum: Mittwoch, den 25.05.2022
  • Uhrzeit: 18:30 Uhr
  • Ort: Museum August Kestner, Trammplatz 3, 30159 Hannover
  • Titel: Agostino Steffani als Musiker in Hannover
  • Referent*in: Prof. Dr. Lajos Rovatkay, Hannover
Agostino Steffani – http://europeana.eu/

Agostino Steffani (1654-1728), geboren in Castelfranco Veneto (Nähe Padua) war zunächst am  Münchner Kurfürstenhof angestellt, bevor er 1688 als Hofkapellmeister am hannoverschen Welfenhof angestellt wurde. Steffani, der für den Münchner Hof schon fünf Opernwerke komponiert hatte und bereits eine europäische Größe als Komponist und Diplomat war, sollte Anfang 1689 das neuerbaute Schlossopernhaus an der Leine mit der Oper “Henrico Leone” einweihen und die planmäßige Pracht-und Machtdemonstration Ernst Augusts musikalisch und als Diplomat unterstützen, was er auch  jahrelang intensiv tat. Bis 1695 schrieb er acht Opernwerke für Hannover und einige Dutzend Kammerduette für die Hofgesellschaft. Agostino Steffanis europäische kompositorische Bedeutung liegt in seiner Fusion der bürgerlichen venezianischen Karnevalsoper und der französischen höfischen Oper “Tragédie lyrique”. Mit der Verbindung des italienischen und französischen Musikstils wurde Steffani ein Wegbereiter der spätbarocken “deutschen” Tonsprache und damit auch J. S. Bachs. In seinen europaweit verbreiteten Kammerduetten im italienischen Stil bot Steffani vielgerühmte zeitlose Muster der melodisch expressiven Vokalität und Polyphonie.


Lajos Rovatkay, Cembalist, Organist, Kammermusiker, Ensembleleiter, Musikpädagoge und Musikforscher, geboren in Budapest, studierte an den Musikakademien seiner Heimatstadt und in Frankfurt/M. L. R. spielte eine markante Rolle in der Etablierung und inhaltlichen Vertiefung der Historisch Informierten Interpretationspraxis in Deutschland. Seine detaillierte  Kenntnis der Vokal- und Instrumentalmusik mehrerer Jahrhunderte war und ist für sein  künstlerisches Wirken – Konzerte im In- und Ausland, CD-Aufnahmen – und für seine pädagogische und wissenschaftliche Arbeit in gleicher Weise grundlegend.

L. R. entfaltete eine umfangreiche Entdeckertätigkeit hochwertiger vergessener Musik zwischen 1500 und 1850, gekoppelt vielfach mit ersten Wiederaufführungen und Ersteinspielungen. Hierbei hat er in der Bundesrepublik als erster Schlüsselwerke des italienischen Frühbarock im Konzert und innerhalb der Ausbildung systematisch vermittelt.  Pionierhaft war er u. a. auch bei der Wiederbelebung der Musik des Wiener Spätbarock und der Vorklassik, nicht zuletzt im Bereich der Geistlichen Musik. L. R. war der früheste  praktische Propagator der Musik Agostino Steffanis – zumindest in Europa – und war Gründer (1981) und Leiter des Barockorchesters „Capella Agostino Steffani“ (heute „Hannoversche Hofkapelle“). Fokus und zugleich zentrale Kraftquelle seines vielseitigen musikalischen Einsatzes ist die ständige Beschäftigung mit dem Werk J. S. Bachs.

L. R. wirkte als Professor für Cembalo und Orgel sowie als Leiter des „Studios für Alte Musik“ an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Seine Schüler sind in profilierten Positionen und Funktionen vielerorts tätig, nicht zuletzt in Hannover.

Lajos Rovatkay ist Träger des Niedersachsenpreises 1992.